Langeland – schmale Insel mit breitem Ferienangebot
Dänemark gehört zu den beliebtesten Urlaubszielen deutscher Reisender. Doch anstatt die Ferien in der pulsierenden Hauptstadt Kopenhagen zu verbringen, zieht es viele inzwischen auf die ruhigeren dänischen Ostseeinseln. Besonders beliebt: Langeland – über Brücken mit der Nachbarinsel Fünen verbunden, bietet sie Natur, Kultur und Geschichte in harmonischer Balance.
Etwas abseits heißt nicht langweilig: Gern besuchte Ziele sind das Langelandsfort, ein NATO-Posten aus dem Kalten Krieg, das Öko-Hofgut Skovsgaard, Steilküsten und Strände, historische Stätten wie jahrtausende alte Grabanlagen, Fachwerk, Windmühlen und einladende Küstenorte für Segler und Ferienhausurlauber, allen voran Lohals im Norden sowie Bagenkop im Süden.
Von Deutschland aus gibt es zwei Routen nach Langeland in Dänemark: entweder über Fünen (dorthin mit und ohne Fähre möglich) oder mit den beiden Fährpassagen Puttgarden/Fehmarn nach Rødby/Lolland sowie Tårs/Lolland nach Spodsbjerg/Langeland, dazwischen rund 40 Straßenkilometer. Auf Langeland selbst durchquert die Hauptstraße 305 die ganze Insel in Nord-Süd-Richtung.
Zu Gast in der Inselhauptstadt Rudkøbing
In der Langeland Kommune leben rund 12.000 Einwohner (Stand 2025), ein Drittel davon im Hauptort Rudkøbing. Trotz Brückenverbindung zu Fünen hat sich die Insel ihren ursprünglichen Charme bewahrt. Besucher finden Unterkünfte in allen Orten – von gemütlichen Ferienhäusern bis zu historischen Schlosswohnungen.
Bei gut 4.550 Einwohnern lebt inzwischen mehr als jeder dritte Insulaner in Rudkøbing, das eher einem großen Dorf gleicht als einem Städtchen. Neben der besseren Infrastruktur mag auch die Nähe zur Brücke Richtung Fünen ein wichtiger Grund sein, denn gute Jobs sind auf Langeland rar und dementsprechend sind viele Pendler unterwegs.
Rudkøbing hat ein entzückendes historisches Zentrum: Viele kleine Fachwerkhäuser ergeben ein buntes Ensemble an zum Teil kopfsteingepflasterten Gassen; die meisten der älteren Häuser stehen nördlich von Brogade und Østergade. Die Apotheke in der Brogade No. 5 gehörte einst den Eltern des Naturwissenschaftlers Hans Christian Ørsted (1777-1851), der u.a. den Elektromagnetismus nachwies – eine Statue auf dem Platz Gaasetorvet würdigt Rudkøbings berühmtesten Sohn. Am benachbarten Marktplatz Torvet steht das Touristenbüro, dessen jährlicher Langelandguide mit auf der Inselerkundung gehört.
Das Heimatmuseum Langelands Museum konzentriert sich in Rudkøbing auf Ausgrabungsfunde, unterhält jedoch weitere, spannende Zweigstellen auf der Insel. Ohne den Abstecher hinunter zum Hafen sollte der Rundgang nicht enden. Seit 2020 ist der Ort in der Inselmitte dank einer neuen Expressfähre wieder mit der Ferieninsel Ærø verbunden.
Unterwegs nach Lohals in Nordlangeland
Kein Muss, aber historisch bedeutungsvoll, ist der Abstecher zur Ostseite der Insel an den Stengade Strand, der vom Wald Stengade Skow umrahmt wird. Dieser lauschige Ort soll Adam Oehlenschlæger zu den ersten Zeilen der Nationalhymne inspiriert haben: »Der er et yndigt land.« Yndigt steht für anmutig, schön, reizend. Die Route nach Stengade passiert übrigens Tobaksladen, eine offene Scheune, wie sie im Zweiten Weltkrieg zum Trocknen von Tabakblättern konstruiert wurde, als die Dänen öfter von Tabakimport abgeschnitten waren und vermehrt selbst anbauen.
Westlich der Str. 305 warten Emmerbølle mit dem Feriepark Langeland (Pool, organisierte Aktivitäten, auch Seekajak und Geländereiten) und der Kleinhafen Dageløkke Havn, wo ein Laden im Sommer zeitweise Frischfisch verkauft.
Lohals ganz im Norden war noch vor 25 Jahren ein Verkehrsknotenpunkt, als Fährverbindungen mit Seeland und Lundeborg auf Fünen bestanden. Dann fielen die Fähren weg und plötzlich lag der Ort an der Peripherie. Mit viel Engagement und Investitionen stemmte sich Lohals gegen den drohenden Verfall, hat sich herausgeputzt und ist längst wieder ein gefragtes Ziel für Urlaub im Ferienhaus.
Unterwegs nach Bagenkop in Südlangeland
Die letzte Eignerin des Hofguts Skovsgaard war eine alleinstehende, kinderlose Dame, die das Anwesen 1979 Danmarks Naturfond vermachte. Dieser bewirtschaftet das Areal heute nach ökologischen Kriterien und hat Skovsgaard in ein beliebtes Ausflugsziel verwandelt: mit einem anschaulichen Gesindemuseum im Hauptgebäude, weiteren Ausstellungen in Scheunen, einem Bistro mit leckeren Naturkost-Gerichten und einem bunten Herbstmarkt. Fußwege führen zur Windmühle Skovsgaard Mølle und, streckenweise durch den Wald, bis hinaus an die Ostküste.
An der Westküste verläuft die Landzunge Ristinge Hale mit der bis zu 25 m hohen Steilküste Ristinge Klint. Hier erstrecken sich Ristinge Strand und Hesselbjerg Strand. Wobei die Wellen auch mal höher schlagen, weshalb dieser Küstenabschnitt ebenso für Surfern sehr attraktiv ist. Wie in Emmerbølle gibt es in Ristinge eine Ausgabe des Ferieparks Langeland (Pool, organisierte Aktivitäten). Im Dorf Ristinge überrascht Langelands kleinster Fischereihafen.
Kurz vor Bagenkop liegt Langelands außergewöhnlichste Attraktion über der Ostküste: Als Relikt aus dem Kalten Krieg zeugt das Langelandsfort aus der jüngeren dänischen Geschichte, die wegen der angespannten Situation zwischen der NATO und Russland alles andere veraltet.
Das Fischerdorf Bagenkop hat den Wegfall der Deutschland-Fähre verkraftet. Die vitale Siedlung unterhält eine moderne, fast schicke Marina und verfügt über zahlreiche Angebote für Freizeit und Urlaub. Auf dem Weg zum südlichsten Punkt der Insel können Sie das niedrige Ganggrab Hulbjergjættestuen erkunden, benötigen dazu eine Lichtquelle und unempfindliche Kleidung.
Südlicher geht’s nicht auf Langeland – die Steilküste Dovns Klint beeindruckt mit ihren Abbruchdünen. Naturschutz und Naherholung gehen Hand in Hand: Im Hinterland grasen Wildpferde, damit die Wiesen nicht zuwachsen, Pfade durchstreifen das Gebiet bis zur Küste. Im Moor Gulstav Mose können Greifvögel, Enten und andere Gefiederte beobachtet werden, während im Haff Keldsnor, nahe beim Leuchtturm, Zugvögel Station machen.
Ausflugsziele ab Langeland
Ab der Inselmitte bei Rudkøbing ist über Brücke und Damm schnell die Insel Tåsinge erreicht. Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist das Schloss Valdemars Slot. Ein Stopp wert ist auch die Bregninge Kirke, deren Kirchturm für ein paar Kronen erklettert werden kann; von oben haben Sie einen tollen, weiten Blick aufs Umland. Südlich der Inselhauptstraße bildet eine Wiese das Flugfeld Tåsinge Flyveplads, von dem aus Rundflüge über die Inselwelt in verschiedener Dauer dem Budget angepasst werden können.
Von Tåsinge führt eine hohe Brücke hinüber nach Svendborg, eine charmante Kleinstadt, die ein buntes Kulturleben und die traumhafte Lage am verzweigten Svendborgsund auszeichnet. Die größte Attraktion ist das Naturama, das die Tierwelt Skandinaviens modern und kurzweilig präsentiert: top besonders für Familien und Schulklassen.
Aktivurlaub auf Langeland
Für Radtouren sollten Sie die Inselhauptstraße 305 meiden, zumal diese nur für kurze Abschnitte über einen Radweg verfügt. Dafür sind die Nebenstraßen umso reizvoller, vor allem in Küstennähe. Aber aufgepasst: Langelands Profil ist (wegen übereinander geschobener Ablagerungen aus der letzten Eiszeit) relativ wellig, 30–40 km reichen als Tagestour mit Zwischenstopps völlig aus.
Spaziergänger profitieren davon, dass der Fernwanderweg Øhavsstien auch Langeland mitnimmt. Einen längeren Strandabschnitt umfasst die 19,5 km lange Etappe von Lohals nach Tranekær, wobei Hin- oder Rückweg mit dem Bus absolviert werden kann. Pfade in schöner Landschaft gibt es ferner in den Wäldern bei Lohals, bei Skovsgaard sowie rund um Dovns Klint.
Langelands Golfklub ist in Humble beheimatet, auf der Inselsüdhälfte und nahe der Ostküste.
Reittouren organisieren die Ferieparks in Emmerbølle und Ristinge.
Vogelbeobachtung ist vor allem in Südlangeland angesagt: bei den Påø-Wiesen nahe Skovsgaard, im Haff von Tryggelev Nor zwischen Ristinge und Bagenkop sowie ganz im Süden bei Dovns Klint.
Kulturelle Highlights auf Langeland – Geschichte zum Anfassen
Dolmen, Hügelgräber und das Schloss Tranekær
Die Insel Langeland ist bekannt für ihre außergewöhnliche Dichte an prähistorischen Denkmälern: Dolmen, Ganggräber und Hünenbetten, etwa bei Skovtofte oder Frellesvig, belegen eine über 5.000 Jahre alte Siedlungsgeschichte.
Ein kulturelles Wahrzeichen ist das Tranekær Schloss, dessen Ursprünge bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Seit 1659 befindet es sich im Besitz der Familie Ahlefeldt-Laurvig. Das Schlossmuseum und der Skulpturenpark im Schlosspark präsentieren Werke dänischer und internationaler Künstler. In der Tranekær Schlossmühle wird bis heute traditionell Mehl gemahlen, und in den Medizingärten gedeihen über 500 Heilpflanzenarten.
Vom Langelandsfestival zum Ø Festival
Ein Stück dänische Festivalgeschichte
Das Langelandsfestival war eines der größten dänischen Musik- und Familienfestivals. Es fand von 1991 bis 2022 in Rudkøbing statt und zog jährlich bis zu 30.000 Besucher an. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wurde die geplante Ausgabe 2023 abgesagt und das Festival wurde endgültig eingestellt.
Das neue Ø Festival
Seit 2023 lebt die Tradition auf dem ehemaligen Festivalgelände mit dem Ø Festival weiter. Das neue Event legt den Schwerpunkt auf Musik, Kunst, Wellness und Sport und verbindet Konzerte mit Workshops und nachhaltigen Aktivitäten. Damit bleibt Langeland auch künftig ein kultureller Treffpunkt für Musikliebhaber und kreative Besucher.
Schlösser, Museen und Gutshöfe
Egeløkke, Valdemars und das Langelandsfort
Neben Tranekær prägen weitere Gutshöfe die Insel. Das klassizistische Herrenhaus Egeløkke war einst Wirkungsstätte des Dichters und Politikers N.F.S. Grundtvig. Auch Schloss Valdemars auf der benachbarten Insel Tåsinge, seit zwölf Generationen in Familienbesitz, ist ein beliebtes Ausflugsziel für kulturinteressierte Besucher.
Ein spannendes Zeugnis der jüngeren Geschichte ist das Museum Langelandsfort im Süden der Insel. Das ehemalige Küstenfort aus dem Kalten Krieg beherbergt heute ein Museum mit dem U-Boot Springeren, dem Minenzerstörer Askø und historischen Flugzeugen wie der MIG-23 und dem dänischen „Draken“. Besucher können originale Mannschaftsräume, Granatlager und Kanonenstellungen besichtigen.
Skovsgaard – Geschichte und Natur erleben
Der historische Gutshof Skovsgaard wird vom Dänischen Naturfonds betrieben. Er beherbergt mehrere Museen – darunter das Gesindemuseum mit original eingerichteten Arbeitsräumen und das Wagenmuseum mit historischen Pferdekutschen. Im Sommer bietet der Naturfonds geführte Naturwanderungen durch die Umgebung an.
Kunst und Kultur auf der ganzen Insel Langeland
Die 12 Türme – Dänemarks längste Kunstausstellung
Langeland besitzt eine lebendige Kunstszene. Das besondere Licht der Insel inspiriert Künstler seit Generationen. Ganzjährig zeigen Galerien, Ateliers und Museen Werke lokaler und internationaler Kunstschaffender. Besonders bekannt ist die Kunstausstellung der 12 Türme – Dänemarks längste Ausstellung, verteilt über die gesamte Insel.
Kulturnacht, Ateliers & Turmsängertag
Zu den kulturellen Highlights zählen die jährliche Kulturnacht im Sommer, der Tag der offenen Ateliers im Frühling und der Turmsängertag im Juni, bei dem Chöre in den alten Türmen auftreten – ein besonderes Erlebnis für Einheimische und Besucher gleichermaßen.
Fazit – Langeland, die Kulturinsel der Ostsee
Von prähistorischen Gräbern über herrschaftliche Schlösser bis hin zu modernen Kunsträumen – Langeland vereint Geschichte, Kultur und Natur auf faszinierende Weise. Die Insel ist ganzjährig ein ideales Ziel für kulturinteressierte Urlauber, Familien und Individualreisende. Wer Ruhe, Weite und Inspiration sucht, findet sie hier – zwischen Dänemarks Ostsee, Schlosspark und Künstleratelier.
Attraktionen auf Fünen und den Inseln
